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Ebola

Am 13. Oktober 2014 fand ein Rundtischgespräch im ATZ (ambulantes Therapie-Zentrum für Orthopädie, Neurologie und Psychosomatik GmbH) in Leipzig statt.

Ebola und die Folgen für West-Afrika - auch Folgen für uns Europäer bald?

Gastredner war Dr. Thomas Grünewald, Sankt Georg Klinikum Leipzig.


Dr. Grünewald, der als Oberarzt die Verantwortung für die Behandlung des ersten Ebola-Kranken in Leipzig übernommen hat, führte auf recht einprägsame Weise den Anwesenden vor Augen, was es mit der Krankheit auf sich hat und wie die Gefahren für uns hier in Deutschland einzustufen sind.

Das Virus ist erstmals in der Demokratischen Republik Kongo am Fluss Ebola 1976 aufgebrochen. In 50 - 90% der Fälle ist sein Krankheitsverlauf, in Abhängigkeit des Immunsystems des Infizierten tödlich.

Waren die Ausbrüche in den vergangen Jahren eher in extensiv bewohnten Gebieten vorgekommen, so findet sich die Krankheit heute in den Ballungsgebieten der westafrikanischen Staaten. Hier in den Slums kann es sich leichter und schneller ausbreiten, als in den Grals die vereinzelt im Busch liegen.

Dr. Grünewald sieht auch darin ein neues Problem, dass die Wildtierpopulation, die andere Erreger trägt, mit der Haustierpopulation näher zusammengekommen ist und dass so die Übertragung auf den Menschen keine große Schwelle mehr darstellt.

Mittlerweile ist erwiesen, dass im Dezember ein 2-jähriges Kind in den bewaldeten Regionen im Südosten Guineas von dem Virus infiziert worden ist. Vermutlich durch den Kontakt mit Fledermäusen. Das Virus selbst würde beim Kochen oder Braten abgetötet, doch die Zubereitung bringt den Menschen in Kontakt mit Sekreten und Blut. Die Fledermaus sei, so Dr. Grünewald, eine lebende Biowaffe mit bis zu 30 Viren, wovon die Hälfte davon für Menschen Probleme bereiten können.

Warum ist es weiterhin so schwer, der Krankheit wirksam zu begegnen?

Zum einen sind in den betroffenen Ländern Westafrikas die Strukturen des ohnehin schwachen Gesundheitssystems (Ärzte, Krankenhäuser, Medikamente) völlig zusammengebrochen. Es besteht nicht die Möglichkeit, Blutbilduntersuchungen wie hierzulande üblich vorzunehmen. Also wird jeder der dort mit Fieber (z.B. mit Malaria) stirbt tendenziell als Ebolaopfer dargestellt.

Die Pharmaindustrie ist durch die bislang eher verschwindend wenigen Fälle aus den Vorjahren dafür nicht vorbereitet. Wegen 500 Patienten im Jahr kann sich ein Unternehmen diesen teuren Zulassungsprozess auch kaum leisten. Er lobt allerdings die Pharmaindustrie, die sehr kooperativ, offen ist und vor allem alle Unterstützung kostenfrei anbietet, ausdrücklich.

Leider versickern die bereitgestellten Geldmittel der Völkergemeinschaft teilweise in Taschen korrupter Schlüsselpersonen. "Die Bundeswehr", so Dr. Grünewald, "könnte mir ihrer Befehls und Logistikstruktur sehr gut vor Ort die nötige Infrastruktur herstellen und sicherstellen, dass alles dorthin kommt, wo es hin muss."

Die Inkubationszeit beträgt zwischen 2 und 21 Tagen und darin liegt ein ernstes Problem für uns hier in Europa. Dr. Grünewald: "Es ist heute möglich, von jedem Punkt der Erde in 48 Stunden wieder zurück in Deutschland zu sein. Das bedeutet, dass alle Vorsichtsmaßnahmen an Grenzen, wie z.B. Wärmescanner zur Messung von Fieber, wirkungslos sind. Auch geht die Krankheit heute mit weniger Fieber einher, weil die Menschen durch Medikamente wie Paracethamol oft sich selbst medikamentieren."

Das stärkste Anzeichen, neben Schwäche, katarrhalische Symptome, Bindehautentzündung, ... ist Durchfall wie bei Cholera.

Dr. Grünewald versprüht aber keine Panik. "Es ist einfacher sich hier in Deutschland in der U-Bahn eine Tuberkulose einzufangen als das Ebola-Virus!"

Er gab während des Vortrages einen Einblick in seine Arbeit, wie seine Mitarbeiter geschult werden, wie die Sicherheitsstandards mit Plan A, B und gar C aufgebaut sind.

Und vor Ort?

Dr. Grünewald lobt die Arbeit der nigerianischen Sicherheitskräfte. Sie haben systematisch Personen in die betroffenen Gebiete geschickt und jedes Haus, jede Wohnung, jedes Zimmer nach Infizierten durchsucht. "Eine stolze Leistung", wie er meint.

Was können wir an unserer Vorschule in Gambia prophylaktisch tun?

Er meint: "Die Basishygiene unter Verwendung von Seife könnte hier schon sehr viel helfen. Es gibt Erhebungen, wonach allein das Verteilen von Seife zu 50% weniger an Lungenentzündungen, 30% weniger an Durchfall und 20% weniger an Schnupfen führt. Also ist meine dringende Empfehlung, darauf ein besonderes Augenmerk zu richten." Dass die Kinder, trotz anderer Empfehlungen unsererseits, immer wieder mal aus einem gemeinsamen Becher trinken, sei weniger das Problem.

Nach einer Stunde, die zur intensiven Diskussion genutzt werden konnte, musste sich der Chefarzt verabschieden, da er noch ein umfangreiches Arbeitsprogramm bis tief in die Nacht vor sich hatte.


14.10.2014 Leider hat es der schwerkranke Patient im Leipziger St. Georg nicht geschafft und ist am folgenden Tag in den Morgenstunden verstorben.


Ebola - Aufklärung und Verhaltenshinweise

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