Soziale Projekte für Gambia e.V Rechtsanwältin Marika Bjick Ferdinand-Lassalle-Straße 18 04109 Leipzig Deutschland +49 341 213 19 79

Tina und Alex

Salemalekum?
Sumole? Ebèdie! (diesmal Mandinka)
Wir wünschen allen ein gesundes neues Jahr und hoffen, es sind alle gut reingerutscht (obwohl es ja nicht viel Eis zum Rutschen gegeben hat, wie wir gehört haben!)
Entschuldigung, dass seit der letzten Meldung von uns soviel Zeit verstrichen ist, aber wir wollten über die Feiertage nicht auch noch einen langen Bericht schicken, wenn man ja sowieso schon den Kopf mit lauter Weihnachts- u. Silvesterplanungen  voll hat, so gibt es dann jetzt auch  um so mehr Neuigkeiten:

In der Schule sind jetzt beide kleinen Stores im "Ammersrichter Lausbubens's Block" vollständig eingerichtet, der eine als halber Schreibwarenladen mit dem ganzen Papier und Schreibzeug (ordentlich beschriftet in den Regalen). Zur Veranschaulichung gibt’s Bilder vom Vorher-Nachher-Zustand. Der andere Raum ist der Computer bzw. Technikraum. Dort stehen jetzt, die beiden neuen Computer und zwei von den alten (allerdings werden wir den einen wohl doch nicht zum Laufen bekommen, da er innen drin zu sehr von Termiten zerfressen wurde und kein CD-Laufwerk besitzt und deshalb kein Betriebssystem aufgespielt werden kann) Außerdem sind es nun insgesamt 7 mechanische Schreibmaschinen geworden, die wieder alle ordentlich geölt und entstaubt sind (ich behaupte jetzt von mir sagen zu können, jede Schreibmaschine auseinander und wieder zusammen schrauben zu können! *g*). Auch hierzu gibt’s ein Foto. Von den insgesamt 13 elektrischen Schreibmaschinen haben wir auf Anhieb nur drei gefunden, die wirklich funktionieren, weshalb wir sie erstmal alle wieder eingelagert haben, da die mechanischen voll und ganz ausreichen sollten! Außerdem sind die beiden Stores jetzt etwas besser (wenn auch bei weitem nicht vollständig) gegen den Staub gesichert (was gerade jetzt zur Hamattan-Zeit, der Passatwind mit dem ganzen Saharastaub, nicht zu verachten ist), da wir mit Hilfe von einer der vielen Nähmaschinen für alle Fenster behelfsmäßige Vorhänge genäht haben (sie sind vielleicht keine Qualitätsarbeit, aber erfüllen ihren Zweck!)

Diese Woche haben wir angefangen, den Computerkurs für die Lehrer vorzubereiten, sodass wir hoffentlich nächste, spätestens übernächste Woche mit dem Unterricht für die Lehrer anfangen können. Da wir ja nun mal so viele Schreibmaschinen zur Verfügung haben, werde ich parallel zum Computerkurs eine Schreibmaschineneinweisung geben, damit für solche Sachen wie Briefe und Büroschriftverkehr nicht immer extra ein Computer angeworfen werden muss. Weil zur Zeit ja noch das Stromproblem steht: Eine Auflistung der möglichen Versorgungswege und die Preiskalkulationen dazu haben wir diese Woche nach Deutschland geschickt, sodass wir jetzt auf eine Entscheidung warten, welcher Weg gewählt werden soll. Zur Zeit können die Computer nur mit Generator betrieben werden. Solar ist möglich, würde sich aber frühestens und im besten Fall nach 8 Jahren rechnen, wobei man ja noch nicht weiß, wie die Computer letztendlich wirklich genutzt werden. Deshalb denken wir, dass für den Anfang eine Zwischenlösung das beste wäre: Zusätzlich zum Generator wird ein Inverter geschalten, der eine Batterie auflädt, sodass man zumindest den Spritverbrauch reduzieren könnte, zumal der Generator für die Pumpe so oder so jeden Tag immer noch eine Stunde laufen muss, um den Wassertank aufzuladen und dabei gleich die Batterie mit aufladen kann. Diese Zwischenlösung kann dann auch jederzeit zu einem vollständigen Solarsystem erweitert werden. Die Kabel sind ja soweit auch schon alle verlegt. Dafür haben Alex und Ismaila, der builder, zwei Tage lang den Boden aufgehackt, um dann die Kabel wieder einzubetonieren, sodass jetzt also wirklich alles ganz ordentlich verlegt ist!

Eine Entscheidung bezüglich der Energieversorgung sollte nur möglichst bald fallen, sodass wir gegebenenfalls noch alles einbauen können und noch Zeit bleibt zu kontrollieren, dass alle Anlagen ordentlich gewartet werden.
... die letzte Schulwoche vor den Weihnachtsferien konnte man übrigens eigentlich abschreiben, weil die meisten Lehrer damit beschäftig waren, den Schulgarten anzulegen und alle Kinder die letzten zwei Tage nur draußen umherliefen ("you know, it's nearly holiday, so we let them play" ... )
Am letzten Schultag (Freitag, 22.12.) war dann nur noch Schoolparty. Dafür bin ich am Tag vorher mit Mr. Jammeh, Miss Sanyang und Miss Mandy nach Serrekunda reingefahren, um alles einzukaufen  (keine einfache Sache mitten auf dem Markt Essen für 300 Kinder einzuladen, noch dazu wenn nach 500m auffällt, dass die Eier ja noch am Verkaufsstand stehen! Zum Glück ist Miss Mandy praktisch veranlagt und ist einfach zurück gegangen ist, während die anderen beiden noch rumdiskutiert haben) Wir haben dann noch den ganzen Nachmittag damit zugebracht ,10 Knoblauchknollen und 13 Kilo Zwiebeln zu schälen und klein zu schneiden!
Die Schulfeier selber war schön. Es war eine große Musikanlage aufgebaut und die Kiddies, die sich alle ganz schick gemacht hatten,  konnten rumtanzen (wir beide fanden die Musik ja ziemlich furchtbar, weil es scheinbar nur eine CD voller senegalesischer Musik war, die zudem auch noch völlig übersteuert war... Hauptsache, die Kleinen hatten ihren Spaß) Ich saß ja sowieso fast die ganze Zeit mit in der Küche und hab geholfen, ne große Schüssel Kartoffelbrei zu machen und dann den Baobabsaft abzufüllen - das ist die Frucht, die wie an den Schwänzen aufgehängte Ratten von den kahlen Bäumen runter hängen. Aus denen bekommt man ein sehr hartes, weißes Mark, was man dann über Nacht in Wasser aufweichen muss. Mit Kondensmilch und Zucker vermischt schmeckt es gar nicht mal schlecht, ein bisschen wie Buttermilch oder so... Das Problem war nur, dass diese Riesenschüssel voller Saft alles in kleine Tüten abgefüllt werden musste. Es soll mal jemand versuchen 500 mit Flüssigkeit gefüllte Tüten am Stück zuzuknoten, ich sag nur, das macht richtig Spass und klebt auch richtig lecker an den Händen ;-)
Jedes Kind hat also so eine Tüte voller Saft bekommen (das dann wie ein Tetrapack ausgetrunken wurde) und es gab für alle eine Portion Nudeln mit Hühnchen... sonst bekommen sie ja immer nur Reis mit Fisch. Allerdings mussten auch alle Kinder, die teilnehmen wollten (was keine Pflicht war!), 15D bezahlen, die Lehrer (und auch wir) haben alle 25D bezahlt) Man kann also sagen, dass die Feier rund 200€ gekostet hat.
So ging also der erste von drei Schultermen zu Ende.

Über Neujahr waren wir dann wie geplant im Landesinneren, Auch wenn wir im Nachhinein festgestellt haben, dass es ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt zum Reisen war. Dieses Jahr fiel Silvester nämlich genau mit Tobaski auf einen Tag. Das ist ein moslemischer Feiertag an dem jeder seine Familie besucht und jeder Mann über 18, der verheiratet ist, ein männliches Schaaf schlachten muss (fragt nicht, wie viele arme Tobaskischafe wir im letzten Monat gesehen haben, nur allein bei uns auf dem Hof standen zwei Wochen lang vier rum). Wir sind genau einen Tag vor Tobaski gefahren und da waren natürlich Gott und die Welt auf dem Weg zu ihren Familien und wir mussten nun mal (genau wie alle anderen auch) über die Fähre in Banjul - ne Völkerwanderung ist ja gar nichts dagegen. Wir sind früh um halb fünf aufgestanden, um dann um neun endlich auf dem Weg zur anderen Flussseite zu sein und da hatte wir schon extremes Glück, dass uns ein Securitymann an den Hintereingang geschleust hat und selbst da sammelt sich schon eine riesige Menschenmassen und es war eigentlich die Einfahrt für die Autos. Nicht so schön war dann, dass die Polizisten erstmal den Weg für die Autos frei geschlagen haben und zwar nicht gerade sanft und keine 2m von uns entfernt. Da fühlten wir uns doch um einiges sichere als wir endlich im "Bus" saßen... Die Fahrt verlief typisch so, wie man sich halt eine afrikanische Fahrt vorstellt: ein Kleinbus (bisschen größer als die alten VW-Busse) wird mit 25 Leuten voll gestopft und dann geht die Fahrt  los und man hofft einfach nur drauf, dass nichts mitten auf der Fahrt auseinander fällt und man bei so wenig wie möglich Policestopps kontrolliert wird (wir hatten nur eine Ausweiskontrolle und eine Gepäckkontrolle, wobei unsere Rucksäcke aber verschont blieben) Die Strasse ist bis auf 50km zum Glück vollständig asphaltiert, aber auch diese kurze Strecke hat uns gereicht,  uns mit einer roten Staubschicht zu überziehen!
Unser erster Bus fuhr aber nur die Hälfte der Stecke, dort mussten wir wieder auf die Südseite vom Fluss (über die Insel Georgetown), von wo wir noch mal mit zwei Bushtaxis bis Basse gefahren sind. Dort haben wir zum dritten Mal an diesem Tag über den Fluss übergesetzt, weil das Camp auf der Nordbank liegt (bevor irgendjemand fragt: es ist trotzdem sinnvoll so oft die Flussseite zu wechseln, da sich die "öffentlichen Verkehrsmittel" (Bushtaxis) nur auf den anständigen Strassen bewegen, die halt so verlaufen). Abends um sieben waren wir dann jedenfalls endlich da und es war eine wahre Wohltat, sich unter die Dusche zu stellen und dann noch lecker Hähnchen zu essen, bevor wir ins Bett gefallen sind.
Die Tage in Basse, haben wir einfach nur zum Relaxen genutzt: Wir haben am Fluss  in der Hängematte gelegen und gelesen! Leider waren wir bis auf eine Nacht die einzigen Gäste im Camp, was mir für Mo (den Manager und Bruder von Fatou) natürlich ziemlich leid tat, aber so hatten wir ganz dekadent unseren persönlichen Koch, der uns jeden Morgen gefragt hat, was wir den gerne zum Abendbrot haben würden (und er kann wirklich gut kochen, nur Hähnchencurry würde ich nicht noch mal bei ihm bestellen, dass hat irgendwie leicht sandig geschmeckt *g*). Von Tobaski selbst haben wir nichts mitbekommen, da ja auch alle bei ihren Familien waren. Außer dass wir dann abends auch noch ein bisschen Tobaskischaf auf dem Grill hatten. (In Bakothe ist unser Kühlschrank übrigens immer noch voller Fleisch und wir werden wohl auch noch ne Woche davon zehren!)
Auch Silvester verlief ziemlich ruhig, wir waren noch bis kurz nach elf in Basse in einer "Bar" und haben uns dann noch kurz vorm schlafen gehen ein gesundes neues Jahr gewünscht. In der "Bar" war es ganz lustig. Es war eigentlich nur ein ganz kleiner Kabuff mit Mini-Freisitz (aber durch die ganzen bunten Lichterketten ganz gemütlich) und voller betrunkener Männer aus Gambia und Nigeria (Frauen hab ich nur zwei gesehen, allerdings würde ich dort auch nicht unbedingt alleine als gambische Frau hingehen!), die sich ständig in die Arme gefallen sind und auch uns öfters mal unverständlich zugetextet haben.  So billig wie dort hab ich aber auch in noch keinem Lokal Alkohol gesehen. Ne Flasche Guiness war glaub ich 30 Dalasi und so ne 0,2l Schlukiflasche mit Brandy oder Gin war max. 50 Dalasi (bei nem Kurs von 1€:35D), es ist also kein Wunder, dass alle so angeheitert waren... )
Ansonsten war die kleine Bootstour auf dem Gambia-River das einzige, was wir unternommen haben (gibt ja auch nicht viel mehr, was man dort machen könnte), aber außer viele Vögel und eine Herde wütender Paviane haben wir nichts gesehen.
Unsere Rückfahrt verlief dann etwas ruhiger, da wir gleich in Basse einen durchgängigen Bus bis Bara (dort fährt die Fähre) erwischt haben, in dem wir auch einen etwas bequemeren Sitzplatz hatten. Und auch an der Fähre waren wir diesmal schlauer und haben uns einfach zu der Touristengruppe gestellt, die gerade übersetzten wollte und sind mit denen ohne Probleme rauf gekommen (Das einzige, was uns hätte verraten können, waren unsere extrem keimigen Klamotten, da sie ja nun mittlerweile schon zweimal Staubpiste intus hatten!)
Das neue Schuljahr hat jetzt übrigens genauso chaotisch begonnen, wie es aufgehört hat: Am Montag war erstmal kein Unterricht, weil über die zwei Wochen natürlich alle Klassenzimmer extrem zugestaubt sind und erstmal sauber gemacht wurden. Die Kiddies wurden um halb eins dann auch schon alle nach Hause geschickt.

Am Dienstag komme ich durch Zufall so gegen zehn in die Küche und stelle fest, dass die Köchin gerade erst gekommen ist und die zweite Köchin gleich mal gar nicht da ist… (normalerweise fangen die Kinder um 12 an zu essen) Also hab ich den Tag dann in der Küche verbracht und geholfen, Pfeffer zu stampfen, Zwiebeln zu schälen, Fische zu entgräten, die Sauce anzurühren, 15 kg Reis (in der Trockenmasse!) umzurühren (wofür ich mein ganzes Gewicht an diesen Wälzstab hängen musste!) und das Essen dann auszugeben… Seitdem hab ich größten Respekt vor allen, die in ner Grossküche arbeiten! ;-) Aber es war (trotzdem dass ich hinterher ziemlich fertig war) mal ganz interessant mitzuerleben, wie das Schulessen zubereitet wird!

Ich denke, mittlerweile geht aber alles wieder seine geordneten Bahnen und wir sind optimistisch, was den „seond term“ des Schuljahres angeht!

Soo… das sollte jetzt wohl erstmal genügend Lesestoff sein! Hoffentlich langweilt sich niemand bei unseren doch nicht ganz kurzen Berichten!

Wir wünschen allen auf alle Fälle einen geruhsamen Start ins Jahr 2007!


Mit den besten Grüssen

Alex und Tina

Tina bei der Reparatur der "Erika"


Alex beim Unterrichten der Lehrer in Computerkunde


Das Lehrerteam