Soziale Projekte für Gambia e.V Rechtsanwältin Marika Bjick Ferdinand-Lassalle-Straße 18 04109 Leipzig Deutschland +49 341 213 19 79

Tina und Alex

Salem Malekum!

Nangadef? Ich hoffe doch bei allen Jamerek (man kann auch Mungfi sagen)!

Da nun unser erster Monat hier vollständig um ist, ist es doch mal wieder an der Zeit, eine Zwischenmeldung abzugeben…

Ich denke unsere „Monatsbilanz“ ist recht positiv … Wir haben uns gut eingelebt und an das Klima gewöhnt (was uns auch dadurch erleichtert wird, dass es merklich kuehler wird… es kuehlt sich nachts im Zimmer also auf 25 Grad anstatt auf 30 ab!) und wie man sieht befleissigen wir uns, die lokale Sprache zu lernen… Auch dabei haben wir es recht gut getroffen, da wir zu Hause (also in Bakoteh, wo wir wohnen) Wolof lernen und in der Schule Mandinka… Zur Zeit koennten wir auf dem Markt also z.B. schon Pfeffer, Zwiebeln und Knoblauch kaufen ;-)

In punkto Store und KiJu-Gebaeude koennen wir auch eine positive Zwischenmeldung geben:

Es ist fast unheimlich, wie aktiv unser Builder in den letzten zwei Wochen geworden ist… So sind wirklich beide Stores im Lausbubensblock jetzt neu gefliesst, die Regale wurden am Mittwoch ohne unser Zutun schon aufgebaut und auch am KiJu-Gebaeude war er (zusammen mit seinem aeltestem Sohn) jetzt jeden Tag fleissig am werkeln… soweit ich es verstanden habe, muss jetzt „nur noch“ die Veranda gefliesst werden und dann kann gestrichen werden!

Auch mit dem Sortieren sind wir diese Woche fertig geworden (Leider hat es sich etwas länger hingezogen, weil wir letztes Wochenende unerwartet mit dem Auto in die „Werkstatt“ mussten, da der Benzintank ein Leck hatte) und die Regale sind fast fertig eingeraeumt. D.h. im besten Fall koennen wir naechste Woche damit anfangen, den Computer- bzw. Technikraum einzurichten und die Computer in Betrieb zu nehmen (aber man sollte in Afrika ja lieber nicht versuchen, zu hastig zu sein! *g*) In diesem Zusammenhang haben wir auch angefangen, uns ueber Moeglichkeiten der Solarenergie hier zu erkundigen (besonders Alex hat auch angefangen sich ueber dieses Thema zu belesen). Es sieht wohl auch grundsaetzlich gar nicht so schlecht aus, aber ist natuerlich eine Preisfrage, deshalb werden wir uns auch erstmal weiter schlau machen.

Den Unterricht haben wir nun erst einmal nicht weiter verfolgt (ausser das wir nun alle Lieder der prenursery und nursery one mitsingen koennen, da die Stores ja genau zwischen den beiden Klassenzimmern liegen), aber ich werde, wenn Alex sich um die Computer kuemmert, wahrscheinlich noch mal durch die Grundschulklassen gehen, um auch mal zu schauen, wie es denn nun mit der Lese- und Schreibstärke in den Klassen wirklich aussieht.

Unsere Idee (die wir vor Abreise noch hatten) hier eine Art Nachmittagsgestaltung aufzubauen, haben wir mittlerweile fallen gelassen. Die meisten Kinder sind fuer so etwas wirklich einfach noch zu klein und die Groesseren sind ohnehin schon bis um drei in der Schule und nach dem Mittag lässt die Konzentration wirklich rapide nach. Es waere zu realisieren, wenn es bereits eine 5. oder 6. Klasse gaebe, aber selbst die 3. sind meiner Meinung nach noch nicht alt genug…

Vielleicht ist es aber trotzdem moeglich, solche Sachen, wie Postkarten fuer den Verein basteln, in einer dieser Nachmittagsstunden zu verwirklichen, da diese Zeit sowieso hauptsaechlich fuer Singen und study time genutzt wird. Auch das werde ich versuchen rauszubekommen, wenn ich in die Klasses gehe… Ein paar der Lehrer sind auf alle Faelle sehr aufgeschlossen solchen Ideen gegenueber. Besonders der Lehrer der 2A (dessen Namen wir uns leider immer noch nicht richtig merken koennen) scheint einen sehr engagierten Eindruck zu machen. Er hat uns auch angeboten, uns nach der Schule mal ein paar Trommelstunden zu geben (in Verbindung damit, dass wir zeitgleich ein paar neue Mandinkavokabeln lernen *g*), was wir natuerlich mit Freuden angenommen haben.

Auf alle Faelle kommt bei den Kindern der wieder gewonnene Basketballplatz sehr gut an. Mittlerweile sieht es auch mehr nach Basketballplatz aus, als noch vor zwei Wochen und unter „fachmännischer Aufsicht“ von Alex und dem Lehrer der 2B kann man jede Pause ein heisses Match beobachten. Ein paar der grossen Jungs sind sogar schon nach der Schule da geblieben, um mit Alex ein paar Koerbe zu werfen… mal schaun wie lange dieser Enthusiasmus noch anhaelt.

Als letztes gibt es noch zu berichten, dass die neuen Beete neben dem KiJu-Gebaude jetzt auch in Arbeit sind. Am Freitag haben ein paar Lehrer zusammen mit den Schuelern schon alles angelegt, sodass naechste Woche gesaeht werden kann. Auch dass sollen die Schueler machen, allerdings weiss ich leider nicht, was gesaeht werden soll…

So nun ist der Text doch schon recht lang geworden, aber es gab auch viel zu erzählen, trotzdem habe ich zum Abschluss noch ein, zwei Anregungen fuer die naechsten Vereinssitzungen, die vielleicht mal diskutiert werden koennten (fuer Rueckfragen stehen wir natuerlich gerne zur Verfuegung!):

1. Es gilt vielleicht noch abzuwarten, wie der Wissenstand in den einzelnen Klassen wirklich ist, aber wir haben jetzt von Hatab erfahren, dass die ersten Klassen je zur Haelfte aus den Kindern des Kindergartens bestehen und zur anderen Haelfte aus externen Kindern. D.h. aus einer nursery Klasse werden zwei Primary Klassen, indem sie mit Kindern von ausserhalb der Schule gemixt werden. Zurzeit durchlaufen die Kinder also 4 nursery Klassen (Prenursery und dann nursery 1-3) und kommen dann in die Grundschule, wenn die meisten schon 8 Jahre alt sind. Vielleicht waere es besser (aber das waere eine ziemliche Umstellung) stattdessen nur zwei Nurseryjahre zu haben und schon da zwei Klassen parallel laufen zu lassen, die dann so (ohne Zunahme weiterer Kinder) in die primary Klassen uebernommen werden. Das wuerde auch ein wenig verhindern, dass (aus welchen Gruenden auch immer) die primary Klassen zu gross werden (weil man muesste dann nur bei der Einschulung der Nurseryklassen auf die Kinderzahl achten)

Aber das ist noch eine sehr unreife Idee und ich wollt sie nur schon mal angesprochen haben und ich werd mich auch noch mal mit ein paar Lehrern darueber unterhalten. Vor allem werden wir mal abklären, ob das mit dem gambischen Bildungssystem überhaupt machbar ist.

2. Da ja vor einiger Zeit die grundsaetzliche Frage ueber den weiteren Werdegang der Schule stand und auch die Diskussion ueber eine Gaertnerausbildung lief, hier ein paar Gedanken dazu:

Die Grundschule ist nach der sechsten Klasse beendet. Zu diesem Zeitpunkt sind die meisten Kinder mindestens 13, teilweise bis zu 15 Jahre alt. Ein Lehrer wies uns darauf hin, dass der Anschluss einer Berufsausbildung an die Primary School unter Berücksichtigung der hiesigen Lebenserwartungen wohl wirklich besser der Bildungsweg waere.

Zum Thema Gaertnerausbildung sei dabei aber folgendes gesagt: Es gibt hier kaum jemanden, der von Haus aus nicht schon gaertnern kann und der Bedarf an Gaertner ist unseres Erachtens auch nicht sehr gross, da diese Aufgabe ja meistens die watchmen uebernehmen, die meistens nicht ueber die ersten Schulklassen hinausgekommen sind (ein Paradebeispiel ist ja auch der Schulwatchman, der seine Arbeit super erledigt, aber kaum ein Wort English spricht!) Eine in unseren Augen viel sinnvollere Ausbildung waere da die Tischlerausbildung. Ein Zweig mit dem man (wie mit der Schneiderei) vieles anfangen kann und gleichzeitig wuerde es der Schule selbst zum Nutzen gereichen, da man so das Problem der Schulmöbel abdecken koennte (an Tischen mangelt es zur Zeit uebrigens nicht, die sind ausreichend bis zur 6. Klasse vorhanden, aber die Stuehle werden langsam knapp) Von daher waere zu ueberlegen diesen Weg zu einzuschlagen, da er auf alle Faelle auch zu realisieren ist (eine Kiste Zimmermannsbleistifte haben wir im Store schon mal gefunden *g*).


So, nun hab ich aber genug getippt, ich hoffe, es war nicht zu viel Information auf einmal.

Wir wuenschen jetzt erst einmal allen eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit mit vielen Plaetzchen und Weihnachtsleckereien (an die wir gerade wehmuetig denken)


Mit den besten Wuenschen an alle


Tina und Alex


Tina bei der Reparatur der "Erika"


Alex beim Unterrichten der Lehrer in Computerkunde


Das Lehrerteam